Vom Übersetzen von Kochbüchern

Köche sind heute echte Stars! Vorausgesetzt natürlich, sie kochen im Fernsehen oder sind zumindest im berühmten Restaurantführer des französischen Reifenherstellers zu finden. Früher gab es Paul Bocuse und später Eckart Witzigmann, heute kennt man dank der medialen Aufbereitung der Kulinarik sogar Köche aus Großbritannien und Amerika.

Köche wie Jamie Oliver sind hierzulande mindestens genauso beliebt wie Schlagersänger und die gesammelten Rezepte in Buchform sind beliebte Geschenke für „Foodies“ und Hobbyköche. Ich gebe zu, auch in meinem Regal verstaubt ein Kochbuch von Jamie Oliver.

Es macht einfach Spaß, in Kochbüchern zu blättern, sich inspirieren zu lassen und vielleicht sogar einmal ein Rezept selbst auszuprobieren. Auch das Übersetzen von Kochbüchern macht Spaß – was nicht bedeutet, dass es nicht wenige Stolperfallen bereithält.

Übersetzen von Zutaten

Besonders beliebt sind Kochbücher mit exotischen Rezepten und Zutaten, deren Übersetzung oder gar Identifizierung einen relativ hohen Zeitaufwand bedeuten. Bevor man einen Übersetzungsauftrag für ein Kochbuch annimmt, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass z.B. bestimmte Milchprodukte aus England im deutschsprachigen Raum nicht gebräuchlich sind. Diese müssen durch ähnliche Produkte ersetzt werden oder mit dem Hinweis auf den Fachhandel versehen werden. Ähnlich verhält es sich mit exotischen Obst- und Gemüsesorten oder Spezialprodukten.

Übersetzen von Maßeinheiten

Ob Cup oder Gramm, Unze oder Löffel – die Welt kocht mit unterschiedlichen Maßeinheiten. Als deutscher Leser erwartet man die gebräuchlichen Einheiten, wie Gramm und Esslöffel, auch wenn das Rezept ursprünglich aus einem indischen Kochbuch stammt. Daher reicht es nicht aus, diese mithilfe einer Website umzurechnen und in der ursprünglichen Einheit stehen zu lassen. „Fügen Sie 3,146 dl lauwarme Milch hinzu.“ ist nicht im Sinne des Lesers und widerspricht dem Grundsatz einer hochwertigen Übersetzung. Besonders kompliziert wird es bei Kochbüchern, die lediglich die Maßeinheit „Cup“ verwenden. Schnell findet man heraus, dass ein „Cup“ Feldsalat nicht das gleiche Gewicht hat wie ein „Cup“ Reis. Hier helfen Umrechnungstabellen, die man sich für die Übersetzung meist direkt beim Verlag erfragen kann.

Textsorte und Layout

Kochbücher sollten, wie alle anderen Textsorten, zielgruppengerecht übersetzt werden und landesspezifische Vorgaben einhalten. Zwar wird das typisch deutsche Küchenlatein („Man ziehe den Quark unter den Teig“) in Rezepten auch durch den Einfluss von Kochblogs und ausländischen Kochbüchern aufgeweicht, dennoch ist es immer noch gebräuchlich. Die Entscheidung, welchen Imperativ man für das Rezept verwendet, sollte vorab mit dem Verlag oder Auftraggeber geklärt werden. Beim Layout des Buchs ist zu beachten, dass z.B. im Deutschen der Ausgangstext etwa 20 % länger ist als im Englischen. Auch ob das Rezept leserfreundlich tabellarisch oder in Prosaform erscheint, ist für das Layout mitentscheidend.