Übersetzer 2.0: Aufstand der Maschinen

Wäre es nicht wunderbar, würden alle Menschen einander verstehen? Wäre das nicht das Ende von Krieg, Ausgrenzung und Terror? Der Turmbau zu Babel war der Beginn des großen Missverständnisses. Gott zerstörte das Symbol des menschlichen Größenwahns und bestrafte seine Schäfchen mit dem, was bis heute Status quo ist: Der Sprachenvielfalt.

Was wäre die Welt für ein Ort ohne seine Fülle, manifestiert in all seinen einzigartigen Sprachen, melodisch und hart, vertraut und fremd. Ein trauriger Ort. Langweilig wie eine Monokultur. Jedoch scheint, als wolle mach einer zurück in die vor-babylonische Zeit.

Wieviel Science Fact steckt in Science Fiction?

Wie so oft bei bahnbrechenden Entwicklungen hat es die Science Fiction vorgemacht. In ‚Per Anhalter durch die Galaxis‘ von Douglas Adams wird das Problem der Mehrsprachigkeit durch ein fiktionales Lebewesen gelöst. Der Babelfisch, eingeführt in ein beliebiges Ohr, dolmetscht simultan und bi-direktional in jede Sprache der Galaxis.

Um das zu bewerkstelligen, benötigte man noch heute ganze Heerscharen von Dolmetschern. Doch wie lange noch? Werden wir irgendwann dank künstlicher Intelligenz ganz auf die Anwesenheit von Dolmetschern verzichten können und der lang gehegte Menschheitstraum grenzenloser Verständigung in Erfüllung gehen?

Was ist bereits möglich?

Maschinelle Übersetzung existiert bereits und wird ständig weiterentwickelt. Google bietet seit 2006 ein statistisches Übersetzungssystem an, aber auch regelbasierte Ansätze entwickeln sich stetig weiter. Statistische Systeme arbeiten mit statistischer Analyse: Millionen Wörter an Ausgangstext werden zusammen mit von echten Übersetzern erstellten Übersetzungen in die Anwendung geladen. Nicht, dass das Ergebnis jemals beeindruckt hätte. Maschinelle Übersetzungen von Websites, auf Facebook und Tripadvisor sind oftmals eher kryptisch denn verständlich. Die Grenzen der maschinellen Übersetzung liegen in der Natur der menschlichen Interaktion. Stößt die Software bereits bei schriftlichen Übersetzungen an ihre Grenzen, ergeben sich bei der Verdolmetschung mündlicher Konversationen umso mehr Probleme. Um ein Gespräch wirklich zu erfassen, bräuchte die Software tausende Terabyte an Metawissen und Kenntnisse über soziale Konventionen und Konzepte.

Neue Übersetzergadgets 2017

Trotzdem werden auch in diesem Jahr wieder Geräte auf den Markt kommen, die nichts weniger versprechen als eine umgehende Verdolmetschung in Echtzeit. So liefert zum Beispiel Panasonic ein Übersetzungstool, das am Empfang von Hotels zum Einsatz kommen könnte. Das Multilingual Translation System kann 6 Sprachen und liefert Ergebnisse fast ohne Zeitverlust. Der Test im Video funktioniert zumindest.

Das Multilingual Translation System im Video

Das ist nicht das einzige, was Panasonic im Bereich Übersetzungstools zu bieten hat. Das Megahonyku, ein Megaphon mit Audio-Übersetzer, dolmetscht lautstark aus dem Japanischen in 3 Zielsprachen. Die stark eingeschränkten Einsatzmöglichkeiten sind wohl ein Hauptgrund, warum es derzeit noch nicht im Handel erhältlich ist.

Das Meahonyku im Video

Ein Übersetzungstool mit echtem Mehrwert scheint dagegen der IIi Instant Translator zu sein. Das Gerät ist nicht größer als ein Smartphone und übersetzt einzelne Sätze mit einer Zeitverzögerung von angeblich nur 0,2 Sekunden. Der Nutzer nimmt über ein Mikro einen Satz auf, welcher über eine Spracherkennungsoftware verarbeitet und mittels Sprachfunktion übertragen wird. Hauptzielgruppe dürften technikaffine Reisende aus dem asiatischen Raum sein. Momentan kann man sich auf einer Warteliste eintragen lassen und mit etwas Glück erhält man im Juni 2017 einen Taschenübersetzer für die Sprachen Chinesisch, Japanisch und Englisch. Und das ganz ohne Wifi.

Der lli Instant Translator im Video

Es wird wohl noch etwas dauern, bis wir alle einen Babelfisch im Ohr tragen, der hält was er verspricht. Bis dahin bleibt uns für die Verständigung das Smartphone oder das gute alte Wörterbuch.